Analoge Prüfungen in der digitalen Welt

Wir leben in einer digitalen Welt. Statt Bücher gibt es vermehrt PDFs und/oder Webseiten, zudem gibt es vermehrt Foren und Videos zu allen erdenklichen Themen. Seien wir ehrlich:

Das Surfen im Internet, das Lesen von PDFs oder das Anschauen von Lehr-Videos führt nicht automatisch zu besseren Prüfungsergebnissen. Es führt nicht einmal zu "bestandenen" Prüfungen. Gleiches gilt (und galt schon immer) für das gedruckte Buch. "Couch potatos" bekommen keine guten Noten in Prüfungen, genauso wenig wie Profi-Playstation-Spieler gegen Profi-Sportler bei den Olympischen Spielen gewinnen könnten.

Unsere Prüfungen sind üblicherweise noch analog: mit dem Kugelschreiber und Papier bei Klausuren, mit der Stimme und Erläuterungen in mündlichen Prüfungen.
Genau darauf musst du hintrainieren.
Genau damit (-->Kugelschreiber, Stimme) musst du trainieren.

Interessanter Effekt

Folgende Beobachtung konnte man an der Hochschule Emden/Leer machen:

Über einen Zeitraum von mehreren Jahren (seit 2001) gab es in jedem Semester eine Mathematik-Klausur in "Lineare Algebra". Es war eine sogenannte "Kofferklausur", d.h. man konnte beliebige Aufzeichnungen, Bücher, etc. mit zur Klausur bringen. Alles, was eben in diesen Koffer passte.

Die "Nicht-Bestanden-Quote" pendelte zwischen 40 und 50 Prozent.

Dann wurden die Bedingungen geändert: Als Hilfsmittel erlaubt waren nur noch zwei DIN-A4-Seiten, beliebig auf Vorder- und Rückseite handschriftlich beschrieben. Keine Kopien, keine Ausdrucke. Nennen wir es einen "erlaubten Spickzettel", der Koffer musste zu Hause bleiben. Die Fragen behielten ihr vorheriges Niveau, d.h. die Klausur wurde weder einfacher noch schwerer.

Die "Nicht-Bestanden-Quote" halbierte sich und liegt seitdem zwischen 20 und 25 Prozent.

Jetzt gibt es keine offizielle wissenschaftliche Studie, welche diesen Sachverhalt untersucht hätte, aber es legt doch die Vermutung nahe, dass die Umstellung von "Kofferklausur" auf "erlaubten Spickzettel" einen sehr positiven Effekt herbeigeführt hat. Eine "couch potato" kann einen Koffer füllen, aber keinen handschriftlichen "erlaubten Spickzettel" verfassen.